Man lernt doch nie aus – mein Koglen Sweater

Nun stricke ich schon so lange, aber es wird mir einfach nicht langweilig – und vor allem staune ich häufig, was es doch noch alles zu lernen gibt. Das ist mir wieder ganz besonders deutlich beim letzten Strickprojekt im vergangenen Jahr aufgefallen.

Hatte ich schon einmal gesagt, dass ich große Freundin von Filcolana bin? Zweimal im Jahr gibt es eine neue Kollektion aus Anleitungen für Pullover, Cardigans und verschiedenen Accessoires für Erwachsene und für Kinder, erstellt von namhaften dänischen Designerinnen und Designern. Das Besondere: jede Kollektion hat ein ganz bestimmtes Thema. So bin ich zum Beispiel im Herbst 2022 dank der Kollektion “All that Jazz” nicht nur auf den Piano Sweater, sondern auch auf ein paar wunderbare dänische Jazzerinnen gestoßen, die ich immer noch gerne höre. In der aktuellen Herbst/Winter Kollektion geht es um nordisches Design, und auch wenn mir ausgerechnet die “Artichoke”-Lampe nicht besonders gut gefällt, der von ihr inspirierte Pullover hatte es mir gleich angetan.

Allerdings hat mir wohl die Begeisterung ein wenig den Blick vernebelt, denn erst beim ausführlichen Studium der Anleitung (die es übrigens auch auf Deutsch und Englisch gibt), wurde mir so richtig klar, worauf ich mich da einlassen müsste. Ganz besonders viel Respekt hatte ich vor der Ladderback-Technik, war aber ganz zuversichtlich, dass ich das schon irgendwie hinbekommen würde. Das war dann übrigens auch wirklich halb so schlimm, viel, viel schlimmer war dagegen, dass die Passe über weite Strecken mit zwei Fäden des Grundgarns und drei verschiedenen Fäden des Mohairgarns gleichzeitig gestrickt wird. Also insgesamt fünf Fäden, von denen sich drei immer miteinander verhakten und zum Teil mehr enttüddelt als gestrickt werden musste.

Also habe ich bei der Gelegenheit auch noch gelernt, dass mein Geduldsfaden nicht unendlich haltbar ist. Zwischendurch war ich mehrmals kurz davor, das ganze Teil schreiend in die Ecke zu pfeffern. Allerdings war an der Stelle schon zu sehen, was für einen schönen Effekt es hat, wenn auf diese Weise das hellgraue Grundgarn mit den unterschiedlichen Mohairfarben “eingefärbt” wird. Also habe ich die Zähne ganz, ganz fest zusammengebissen und mich tapfer durch die mittlere Raute gestrickt. Nachdem ich die dann hinter mir hatte, war der Rest auch wirklich ein Kinderspiel und der Pullover dann auch am zweiten Weihnachtstag fertig. Allerdings habe ich auch den Kragen noch einmal geribbelt, denn wo schon die gepolsterte Passe dafür sorgt, dass der Pullover kuschelig warm ist, brauchte ich nicht auch noch einen doppelten Kragen.

Ich wasche eigentlich nie zwischen Weihnachten und Neujahr, ein Pullover-Bad konnte ich mir dann aber doch nicht verkneifen, war ich doch viel zu gespannt, wie sich die gebadete Passe entwickeln würde. Das Ergebnis: Entspannt hat sie sich schon, und ein bisschen zusätzliches Dämpfen hat auch dafür gesorgt, dass sich die ausgeprägte Struktur der Rauten etwas gelegt hat. Trotzdem erinnert mich die Haptik der Passe ein wenig an Luftpolsterfolie, und das liegt vor allem an den Ladderback-Maschen, durch die ja eine Art zweite Lage entsteht. Das fühlt sich ganz wunderbar weich und kuschelig an, allerdings trägt das auch ganz schön heftig auf – und das ausgerechnet an der Stelle, an der ich ohnehin schon reichlich gepolstert bin. Mein Fazit: So gut mir der Pullover auch gefällt, ein Figurschmeichler ist er auf keinen Fall. Aber immerhin habe ich wieder eine Menge gelernt.

Der Koglen-Sweater

Die Anleitung: Koglen von Hanne Rimmen, eine kostenlose Anleitung von Filcolana, auch auf Deutsch und Englisch
Das Garn: Ca. 5,5 Knäuel DROPS Flora in Dunkelgrau und ca. 0,5 Knäuel Drops Flora in Hellgrau verstrickt mit 5,5 Knäuel Drops Kid Silk in Aschgrau, außerdem je ca. 10 Gramm Drops Kid Silk in Perlgrau, Salbeigrün und Rost. Verstrickt mit Nadelstärke 4 mm.
Größe: L

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert