Bala… was? Balaclava!

Wie das manchmal so ist – als in letzter Zeit Balaclavas, oder Schalmützen, Hoodies oder wie auch immer sie inzwischen heißen, an den gängigen Stellen auftauchten, war mein erster Gedanke: Wer braucht denn heutzutage noch so etwas? Und der zweite Gedanke war: Damals…

Damals, also vor ungefähr 50 Jahren, hatten wir alle solche Mützen, die bei uns “Ofenrohr” hießen. Angezogen habe ich die, soweit ich mich erinnern kann, nur, wenn es unbedingt sein musste, also vor allem beim Schlittschuhlaufen auf dem nahen Teich, der regelmäßig spätestens im Januar zugefroren war und auf dem sich alle Kindern der Nachbarschaft trafen, die ebenfalls “Ofenrohre” trugen – sie waren halt praktisch. Richtig blöd fand ich sie aber damals schon. Mein Ofenrohr saß relativ eng und war aus irgendeiner Kunstfaser, so dass mir nach dem Ausziehen immer ewig die Haare zu Berge standen.

Also war das zwar eine sentimentale Erinnerung an schöne Kindheitswinter, aber nicht unbedingt der Grund, gleich so ein Ding zu stricken. Im Laufe der Zeit habe ich mich dann aber wohl doch an den Anblick gewöhnt, und tatsächlich haben die Balaclavas von heute ja nur noch ganz, ganz entfernte Ähnlichkeit mit meinem “Ofenrohr” von früher. Und wer hätte das gedacht – inzwischen bin ich doch stolze Besitzerin einer Balaclava, und ein bisschen verliebt in dieses praktische Teil.

Eigentlich war es eher ein Zufall, als erstes zeigte eine Instagramerin, der ich folge, ihre wunderschöne Balaclava, dann wollte eine meiner Strickschülerinnen gerne so ein Teil stricken. Also ging ich auf Anleitungssuche und stolperte über eine kostenlose Anleitung, die ich gar nicht so blöd fand, nicht zu eng geschnitten und ohne albernen Zipfel. Da ich bisher mit selbstgestrickten Balaclavas so gar keine Erfahrungen hatte, beschloss ich als gute Stricklehrerin, dieses Teil einmal zur Probe zu stricken. Garn vom Lunefuld-Sweater hatte ich ja auch noch reichlich, also wanderte die Northern Spirit-Balaclava von Drops Design auf meine Nadeln.

Gestrickt habe ich für mich die kleinste Größe. Da sie von oben nach unten gestrickt wird, konnte ich zwischendurch immer mal anprobieren und mich heranarbeiten, schließlich hatte ich erst einmal keine ganz konkrete Vorstellung, was Sitz und Passform betrifft. Ich habe das Kopf- und das Halsteil ein bisschen länger gestrickt und das Ganze schließlich mit einem I-Cord abgekettet. Vor allem habe ich aber den Rand rund ums Gesicht in glatt rechts gestrickt, im unteren Bereich zwei Löcher für eine Kordel eingearbeitet und schließlich alles nach innen umgeschlagen und von Hand festgenäht.

Für die Kordel habe ich mir extra eine Strickmühle angeschafft, das ist so eine Art “Strickliesel” zum kurbeln, denn darauf, ungefähr 1 Meter Kordel zu stricken hatte ich keine Lust. Und so eine Strickmühle wollte ich sowieso immer schon haben. So ist auch gleich noch ein kleiner Weihnachtsbaum entstanden.

Aber vor allem habe ich jetzt eine Balaclava, die ich richtig schön finde, die praktisch ist, auch als eine Art Kapuzen-Loop getragen werden kann und gar nicht so blöd aussieht.. Ich könnte mir vorstellen, dass das nicht meine letzte Balaclava gewesen ist.

Matschiges Feld statt zugefrorenem Teich – dafür ist meine Balaclava schöner als das Ofenrohr von damals..

Meine Balaclava

Die Anleitung: Northern Spirit (214-70) von Garnstudio, kostenlos und auch auf Deutsch
Das Garn: 100 Gramm BC Garn Semilla Melange in der Farbe 03
Nadelstärke: 3,5 mm
Größe S/M

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