Seltsame Blüten

Seltsame Blüten? Das sind doch Streifen!? Genau, und zu meinem neuen Rockin‘ Rows-Tuch komme ich auch später noch.

Jetzt erst einmal zu den seltsamen Blüten, die ich meine – genauer: zu Werbung in „Hobbyblogs“. Eigentlich wollte ich mir dieses Thema doch verkneifen, auch wenn es mich diese Woche beschäftigt hat. Aber dann gab es bei Andreas Samstagsplausch den Link zum Post von luiseliebt über die seltsamen Blüten, die die Kennzeichnungspflicht von Werbung treibt. Also doch das Thema Werbung… Mir geht es hier aber nicht um die Kennzeichnungspflicht, sondern um meine ganz persönliche Meinung zu Werbung in „Hobbyblogs“.

Vorher erzähle ich noch kurz von meinem (Medien-)Beruf. Als ich ihn vor vielen Jahren begann, da lernte ich gleich: Werbung muss klar und deutlich als solche gekennzeichnet sein. Und kann sich noch jemand an die Entrüstung erinnern, die 2005 die Schleichwerbungsvorwürfe im „Tatort“ auslösten? Schwer vorzustellen, dass dieses Thema heute noch eine solche Empörung auslösen würde. In meinem Job ist es aber leider ein Dauerbrenner. In die Redaktion flattern viele Meldungen, von Agenturen oft (und manchmal auch dreist) als Fachbeitrag bezeichnet und mit der Bitte um kostenlose Veröffentlichung, die so eindeutig Content-Marketing sind, dass sie entweder gleich in den Papierkorb wandern oder aber erst so umgeschrieben werden müssen, dass sie dann doch noch mit einem zugedrückten Auge veröffentlicht werden können. Es ist im Job eine ständige Diskussion, wie weit man gehen kann, ohne die Glaubwürdigkeit (in diesem Falle als B2B-Magazin) zu verlieren. Ja, und vieles lassen wir heute zähneknirschend durchgehen, da hätten wir vor 10 Jahren noch nicht einmal über die Veröffentlichung ohne Kennzeichnung als Werbung nachgedacht. Weil es halt alle so machen, weil es inzwischen gang und gäbe ist in Zeiten, in denen viele Jugendliche Influencer als Berufswunsch angeben.

Auch wenn ich beruflich mit Marketing zu tun habe, an meinem Briefkasten hängt schon immer das „Bitte keine Werbung“-Schild, ich bin nicht bei Instagram oder bei Facebook, ich bin altmodisch. Und ich hänge an der Illusion, mein limbisches System wenigstens ein kleines bisschen vor der knallharten Marketing-Welt beschützen zu können. Und plötzlich werden zu meinem großen Kummer von mir gerne privat gelesene „Hobbyblogs“ zu regelrechten Dauerwerbesendungen. Nichts gegen Affiliate Links, nichts gegen PR-Samples, nichts gegen gekennzeichnete Werbung… Aber ich ärgere mich als private Blogleserin über die seltsamen Blüten, die das Influencer-Marketing treibt. Ja, ein Blog macht viel Arbeit, und wenn sich damit Geld verdienen lässt, warum auch nicht? Aber sind denn wirklich alle Mittel recht? Ich lese gerne über die Erfahrungen von anderen Blogerinnen, und klar, da werden auch (eventuell gesponserte) Produkte genannt. Ich verrate hier ja auch (unbezahlt), welche Anleitungen ich mag oder wie mir Garne gefallen haben. Darum geht es ja beim Bloggen. Aber wenn Blogs ihre eigenen Media-Daten (das sind Informationen speziell für Werbekunden) veröffentlichen, da verlieren sie für mich ihre Glaubwürdigkeit als „Hobbyblogs“, weil sie sich ganz offensichtlich vor den professionellen Marketing-Karren spannen lassen. Ich finde es jedenfalls richtig ärgerlich, beim Klick auf einen (nicht als Werbung gekennzeichneten) Link überraschend in einem Fashion-Onlineshop zu landen. Einige bisher gern gelesene Blogs habe ich jedenfalls letzte Woche von meiner Leseliste gestrichen – ich sehe ja auch kein Tele-Shopping.

Oder ist das heute eben so und ich bin einfach nur altmodisch? Wie viel Werbung verträgt denn ein „Hobbyblog“? Und ist es vielleicht sogar schon eine Form von Werbung, wenn ich Euch jetzt von meinem schönen neuen Rockin‘ Rows-Tuch berichte? Ich habe mir jedenfalls Anleitung und Garn selbst gekauft und es aus freien Stücken gestrickt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, das jetzt doch noch einmal ausdrücklich sagen zu wollen – seltsame Blüten treibt die WeiteWerbeWelt…

Aber nun zu Streifen und Zacken. Es hat riesigen Spaß gemacht, sie ganz einfach durch Zu- und Abnahmen entstehen zu sehen.

Um mit der Designerin Martina Behm zu sprechen: das Stricken hat gerockt. Und das Ergebnis rockt auch. Endlich – der erste Versuch gefiel mir nämlich leider gar nicht.

Aber nach der schwierigen, langwierigen und auch sehr unterhaltsamen Farbwahl mit viel netter Unterstützung anderer Kundinnen in meinem Lieblings-Wollladen bin ich jetzt sehr begeistert. Auch die leicht spröde Baumwoll-Woll-Mischung des Garns passt schön zu diesem Tuch, das sich auch gut in der warmen Jahreszeit tragen lässt. Und sehen die Farben nicht nach Meer aus?

Das Tuch

Die Anleitung: Rockin’Rows von Martina Behm (Kaufanleitung bei Ravelry)
Das Garn: Geilsk Bomuld Uld, je 1 Knäuel in den Farben 9, 10, 23 und 25

Heute ist  wieder der Garten dran. Und auch der Samstagsplausch bei Frau Karminrot.

2 Kommentare zu „Seltsame Blüten“

  1. Also ich habe mich nicht mit dem neuen Gesetz befasst und kenne mich überhaupt nicht aus.
    Aber das mit dem schnellen Geld verdienen und den versteckten Werbelinks hat schon ein sehr grosses Ausmass angenommen. Da kommt sich jeder der eine Anzeige aufgibt oder ein Inserat bezahlt blöd vor. Von einem Gewerbeschein und einer MwSt. Nr. ganz zu schweigen. Dass da klare Regeln gelten verstehe ich, was ich nicht verstehe dass so viele Hobbybloggerinnen in Panik geraten.
    Jetzt hätte ich es fast vergessen dein Zackenschal gefällt mir gut.
    L G Pia

  2. Hey!
    Ganz schwieriges Thema, wie ich finde. Ich betreibe ja auch eine Hobbybuchblog und habe lange Zeit gar nichts als Werbung gekennzeichnet, da ich die meisten Bücher selber kaufe und ansonsten maximal Bücher als Rezensionsexemplare erhalte, aber noch nie einen Pfennig Geld erhalten habe. Nachdem ich auf der Leipziger Buchmesse zu einem Vortrag des Bloggers und Medienrechtsanwalts Tillmann Winterling war habe ich meine Beiträge umgestellt. Seiner Aussage nach sind auch bei einem reinen Hobbyblog die bibliografischen Angaben zu einem Buch definitiv Werbung, die zu kennzeichnen ist. Dabei ist es egal, ob ich das Buch selbst gekauft, geschenkt bekommen oder als Rezensionsexemplar erhalten habe. Ich vertraue ich da einfach mal auf seine Aussage und kennzeichne nun die blibliografischen Angaben als “Anzeige”.
    Hab ein schönes Wochenende
    LG
    Yvonne

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