Es soll ja tatsächlich Menschen geben, die stricken nur um des Strickens willen, ribbeln dann alles wieder auf und fangen von vorne an. Zu denen gehöre ich definitiv nicht – so gerne ich stricke, so sehr freue ich mich auch auf das fertige Teil. Meistens gibt es so ein fertiges Teil dann auch, zum Glück, denn Ribbeln finde ich ganz schrecklich. Da kann man sich vorstellen, wie sehr ich mit den Zähnen geknirscht habe, als sich mein letztes Pulloverprojekt im alten Jahr (hier habe ich darüber schon kurz berichtet) als seltsame Mischung aus Sack und Sofakissen entpuppte – aber ein Sofakissten, das ich mir nicht mal aufs Sofa legen würde. Und das trotz (gewaschener) Maschenprobe und genauem Messen der viel geliebten und getragenen Vorlage. Aber ein leichtes Alpaka-Mischgarn ist eben nicht mit einer Mischung aus Baumwolle und Leinen zu vergleichen.
Irgendwie verstehe ich dieses Garn nicht so richtig – bei meiner grünen Mütze (hier) war die Struktur ganz und gar untergegangen, beim falsche Patentmuster fluffte das Muster dagegen so sehr auf, dass es wie ein bauschiges Sofakissen wirkte. Um so ärgerlicher, dass ich zwischendurch nicht mal anprobieren konnte, aber diesen rosa Sack hatte ich von unten nach oben gestrickt und das Elend wurde erst mit geschlossenen Schulternähten so richtig offensichtlich. Trotzdem habe ich das Ganze sogar noch mit angefangenem Ärmel gebadet, gespannt und getrocknet – um dann leise fluchend einen halben Abend lang zu ribbeln.
Aber es sollte unbedingt einen rosa Pullover in meinem Kleiderschrank geben, also habe ich mich bei Ravelry auf die Suche gemacht mit dem festen Vorsatz, beim zweiten Versuch unbedingt von oben nach unten zu stricken, und das nach Anleitung. Daraus wurde dann doch nichts, besonders gut gefiel mir nämlich der Vertical Stripes Sweater von Petiteknit, der wird aber von unten nach oben gestrickt, außerdem hat er in diesem Fall die falsche Maschenprobe. Also taugte der nur als Inspiration. Aber wenn schon ein Experiment, dann richtig – und die Idee einer einfachen Sattelschulter-Konstruktion hatte ich auch schon länger im Hinterkopf.
Den Anfang machen zwei schulterlange Streifen im Rippenmuster, an deren beiden Seiten dann die Maschen für Vorder- und Rückenteil aufgenommen werden. Nach ein paar verkürzten Reihen für die Schulterschrägung und Zunahmen für den Halsausschnitt war auch schon der spannendste Teil überstanden, der ein bisschen Rechnerei erforderte, damit das 4 x 4 Rippenmuster aufging. Und zwischendurch wurde natürlich immer schön anprobiert…
… und auch wenn man es ihm hier noch nicht so ansieht: jetzt ist es ein Pullover und kein Sofakissen mehr.
Er ist schön oversized und besonders die Schulter-Ärmel-Konstruktion gefällt mir gut.
Für den Kragen brauchte ich allerdings noch einen zweiten Versuch, die einlagige Version war mir zu labberig, darum habe ich noch eine zweite Hälfte angestrickt, nach innen eingeschlagen und festgenäht.
Wenn ich unbedingt meckern wollte, dann hätte der Kragen ein kleines bisschen enger sein können. Aber ingesamt bin ich sehr zufrieden mit meinem neuen rosa Pullover.
Vor allem aber ist er unglaublich leicht, weich und gemütlich und tröstet so sogar ein bisschen über das nordische Schietwetter hinweg.
Der rosa Pullover
Gestrickt nach eigener Idee, inspiriert vom Vertical Stripes Sweater
Das Garn: 373 Gramm Drops Sky in der Farbe hellflieder (14)
Nadelstärke: 4
Zu sehen auch auf der Projektseite (fraustrickt) bei Ravelry.
Diesen Beitrag verlinke ich beim Creadienstag, bei Maschenfein und bei der neuen Dienstags-Linkparty Creative Lovers
Gut, dass du nicht aufgegeben und aus dem Strickwerk eine Kissenhülle gemacht hast.
Jetzt ist der Pullover schick und sieht herrlich kuschelig aus.
Lieben Gruß
Uta
Der Pullover ist richtig schön geworden, er steht dir gut. Jede Wolle braucht das passende Projekt.