Kleine Experimente

Seit über einem Jahr gebe ich jetzt mit anhaltender Begeisterung Strickkurse. Es ist aber auch zu schön, den Prozess zu begleiten und mitzuerleben, wie jemand, der noch niemals Nadeln und Garn in der Hand hatte, stolz die erste fertige Mütze präsentiert, den ersten Pullover plant oder die erste selbstgestrickte Socke zeigen kann. Ganz zu schweigen von den Inspirationen, für die die Suche nach anfängertauglichen Projekten sorgt. Und dann sind manchmal ganz spezielle Strickprojekte gewünscht, auf die ich niemals selbst gekommen wäre. Den Delphin, den ich im vergangenen Jahr mitgestrickt habe, habe ich ja schon in meinem Jahresrückblick gezeigt, dieses Mal waren es dann Puschen mit einem hohen Schaft.

Ich stricke ja seit Jahren meine Puschen, denen eine Drops-Anleitung zugrunde liegt, die ich inzwischen an die gängigen Größen von Familie und Freunden, die immer wieder Nachschub wünschen, angepasst habe.

Diese Anleitung war also ein kleines Experiment, und ich bin froh, dass ich sie erst getestet habe. Übrigens gebe ich natürlich nur kostenfreie Anleitungen an meine Schülerinnen weiter, aber das muss ich vermutlich gar nicht dazusagen. Diese gefilzten Hausschuhe jedenfalls habe ich hier gefunden, und auf den ersten Blick waren sie genau das, was sich meine Schülerin gewünscht hatte.

Auf den zweiten Blick tauchten dann allerdings ein paar Fragen auf. Da ich “meine” Puschen praktisch im Schlaf stricke, bin ich gleich über die Maschenanzahl gestolpert, die mir ein bisschen knapp bemessen schien. Dass ich Größe 42/43 angeschlagen und mich bei der Länge an Größe 40/41 orientiert habe, erwies sich als goldrichtig. Ich trage Schuhgröße 40 und habe einen normalen, eher schmalen Fuß, und schmaler hätte die Puschen auf keinen Fall sein dürfen. Auch wenn die Passform jetzt stimmt, so richtig begeistert mich die Optik dann aber nicht. Puschen an sich haben ja ohnehin keine sonderlich anmutige Form, bei diesen muss ich aber ganz besonders stark an putzige Zwergenfüße denken. Aber immerhin hat das Puschenexperiment zu wertvollen Erkenntnissen bezüglich der Größenwahl geführt.

Ein weiteres Experiment hatte ich hier schon gezeigt. Die Fersenkonstruktion war mir gleich ins Auge gefallen, und auch einige meiner Schülerinnen fragen immer wieder nach Möglichkeiten, Socken ohne Käppchen- bzw. Bumerangferse zu stricken. Keine Ahnung, wie genau sich diese Ferse nun nennt, jedenfalls ist es eine Art Zunahmeferse, die nur durch Zu- und Abnahmen geformt wird, und bei der keine neuen Maschen aufgenommen werden müssen. Die Anleitung für die “Puff”-Socken kann man aus guten Gründen derzeit nicht käuflich erwerben (die Designerin lebt in Russland). Aber das Nachstricken war auch nur ein ganz kleines Experiment. Ich habe 60 Maschen angeschlagen und (wie immer mit Magic Loop) den Schaft bis zum Beginn des Knöchels gestrickt. Beidseits der mittleren sechs Maschen auf der hinteren Nadeln habe ich dann in jeder zweiten Runden links- bzw. rechtsgeneigt je 16 Maschen zugenommen. Nach zwei Runden ohne Zunahmen habe ich beidseits der mittleren 10 Maschen Abnahmen wie bei der Käppchenferse gearbeitet, bis die ursprüngliche Maschenzahl erreicht war. Und da sind sie…

Hier ist Tageslicht heute Mangelware, ich hoffe, man kann trotzdem erkennen, dass dieses Sockenexperiment gut gelungen ist.

2 Kommentare zu „Kleine Experimente“

  1. Das Experiment ist gelungen! Vielleicht probiere ich das demnächst auch mal aus. Nicola Susen hat übrigens ein paar Anleitungen, bei denen die Ferse ähnlich geformt wird, allerdings nicht kostenfrei. Aber soweit ich mich erinnere ist auch dort 32 die magische Zahl für die Zunahmen.
    Liebe Grüße
    Ute

    1. Danke, liebe Ute! Stimmt, Nicola Susen hat auch immer spannende Sockenkonstruktionen. Ich habe von ihr mal die Dehnungsfuge-Socken gestrickt. Dachtest Du an die Hattu-Socken gedacht?
      Liebe Grüße von Gabi

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