Große Jacken, kleine Jacken

Seit wann heißen eigentlich alle Strickjacken “Cardigan”? Früher war in meinem Sprachgebrauch nur ein schlichtes kleines Jäckchen mit Rundhals ein Cardigan… Hat das vielleicht damit zu tun, dass inzwischen die meisten Strickerinnen regelmäßig bei Raverly unterwegs und mit englischen Anleitungen vertraut sind?

Eigentlich hat doch nur das rechte Jäckchen eine “klassische” Cardigan-Form, oder?

Ach, “früher” … Also, früher hatte ich auch noch ein gewisses Vertrauen in die Verlässlichkeit der deutschen Bürokratie. Das ist inzwischen – so wie die gute alte Bezeichnung “Strickjacke” auch – verschwunden, und zwar, seit ich eine Frau aus der Uk*ra*ine aufgenommen habe und viel mit Behörden zu tun habe. Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass die vielen hilfesuchenden Menschen alle Beteiligten vor große Herausforderungen stellen, aber was ich bisher alles erlebt habe, das hinterlässt bei mir den Eindruck, als lebte ich hier in einer Bananenrepublik. Und in einer unfreundlichen und ausländerfeindlichen noch dazu. Von Hilfsbereitschaft kann ich jedenfalls nur noch wenig erkennen, stattdessen wird Überforderung oft durch Respektlosigkeit kompensiert. Ich schäme ich mich für mein Land!!

Aber das nur am Rande – jetzt zurück zu erfreulicheren Themen: zu den Strickjacken, nein, zu den Cardigans natürlich.

Da sind nämlich, trotz der vielen unerfreulichen Stunden in irgendwelchen Warteschleifen, sogar zwei fertig geworden. Ein großer für mich und ein kleiner, der ein Geschenk ist.

Der kleine Cardigan ist dann auch ganz unkompliziert über die Nadeln geflogen – so kleine Teile habe ja ihre Vorteile. Das schöne Muster “Dahlia” von Lene Holme Samsoe kenne ich schon aus dem Buch “Egostrik”. Mein Dahlia Shirt habe ich gerade aus der Winterruhe hervorgeholt und werde es hoffentlich bald wieder tragen – zur Zeit ist es hier wieder zu kalt für so ein sommerliches Teil. Genau wie beim großen Shirt war auch das kleinen Jäckchen kurzweilig zu stricken und ich bin immer wieder begeistert von dem so einfachen wie kurzweiligen Lochmuster, in das die Zunamen so raffiniert hineindesignt sind. Lediglich bei der Nadelstärke hätte ich wohl eine halbe Nadelstärke mehr wählen können, dann wäre das Maschenbild vielleicht ein bisschen gleichmäßiger geworden. Die Anleitung umfasst übrigens auch noch Pullover, Kleidchen und Strampler in vielen verschiedenen Größen – sehr zu empfehlen, da stricke ich sicher noch etwas, wenn es sich denn mal ergibt.

Ganz so viel Begeisterung kam dann beim Gown-Cardigan für mich nicht auf. Mich hat die Anleitung gar nicht überzeugt und nach drei vergeblichenAnläufen, die mir einfach nicht gefielen, habe ich die Anleitung in der Schublade versenkt und lediglich noch ein wenig auf den Chart der Kante gespitzt, der aber schnell verinnerlicht war. Das Design an sich ist auch wirklich schön, allerdings habe ich auch die Zöpfe alle in eine Richtung gezopft, und zwar nach rechts. Der vordere Zopf sah nämlich nach links geneigt, so wie im Muster für die Kante angegeben, seltsam unschön aus.

Unschön fand ich auch die Zunahmen, für die einfach nur “kfb” vorgesehen war (also, eine Masche von vorne und noch ein zweites Mal verschränkt von hinten stricken). Gleich nach dem ersten Ribbeln habe ich mir hier für die ganz klassische links- bzw. rechtsgeneigten Zunahmen entschieden.

Grundsätzlich ist die Konstruktion, einen Kragen im Nacken zu beginnen, ja auch nicht ganz neu, also habe ich mich nach dem zweiten Versuch für Judys Magic Cast-On entschieden. Nachdem dann noch die Hürde mit dem aus der Raglanzunahme entstehenden Zopf genommen war, wurde das Stricken auch so unterhaltsam wie eingängig. Wie immer habe ich übrigens die Ärmel erst gestrickt, ich freue mich immer, wenn ich das hinter mich gebracht habe. Auch das Anprobieren mit Ärmeln finde ich aussagefähiger, und nicht zuletzt hat man nicht so viel Gestrick an den Nadeln hängen, während man seine Ärmelrunden dreht.

Und hier ist er nur, mein etwas abgewandelter Gown-Cardigan. Ich wollte unbedingt neben dem gern getragenen Kokon-Cardigan auch einen etwas wärmeren Cardigan in so einer Basic-Farbe haben, allerdings bin ich von der inzwischen nicht mehr so ganz überzeugt.

Ich denke über ein Farbbad nach, allerdings habe ich noch nicht so richtig die Idee, in welcher Farbe er mit besser gefallen könnte.

Werbung wegen Namen- und Markennennung – unbeauftragt und unbezahlt

Lille Dahlia Cardigan

Die Anleitung “Lille Dahlia Solo” von Lene Holme Samsøe (Kaufanleitung bei Ravelry, auch deutsch).
Das Garn: 100 Gramm Drops Cotton Merino in der Farbe Seegrün, gestrickt mit Nadelstärke 3 (das war zu klein, nächstes Mal würde ich 3,5 nehmen)
Mehr dazu hier bei “fraustrickt” auf Ravelry

Gown-Cardigan

Die Anleitung: Gown Cardigan von Irene Lin (Kaufanleitung bei Ravelry, nur englisch)
Das Garn: 600 Gramm Drops Soft Tweed in der Farbe Marzipan, gestrickt mit Nadelstärke 3,5 (3 für die Bündchen)
Mehr dazu hier bei “fraustrickt” auf Ravelry

So ein fertiger Cardigan (oder auch zwei) – das ist natürlich immer ein Grund zur Freude, deshalb verlinke ich diesen Post beim Freutag

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