Gemischte Gefühle: Das Stockinette Tee

Vor einigen Wochen war ich mit einer Arbeitskollegin bei der Hamburger Wollfabrik – übrigens das erste Mal überhaupt, obwohl ich in Hamburg wohne. Ein Grund dafür könnte sein, dass ich das Konzept ein bisschen kompliziert finde, ein anderer Grund: die allermeisten Garnqualitäten enthalten mehr oder weniger viel Polyester o. ä. Das führt bei mir immer zu gemischten Gefühlen, denn ich versuche inzwischen so gut es geht, auf Kunstfasern zu verzichten, andererseits sind Preise und Farben und das ganze Drumherum eben auch sehr verführerisch.

Wie gut, dass wir ohne Zeitdruck unterwegs waren und in aller Ruhe diese ganze Vielfalt auf uns wirken lassen konnten. Keine Frage, dass wir nicht mit leeren Händen nach Hause gehen mussten. Meine Einkäufe haben sich aber doch in vernünftigen Grenzen gehalten, nachdem zwischendurch der Einkaufswagen wirklich mehr als voll war. Aber schließlich durften drei verschiedene Qualitäten mit nach Hause.

Die kleine orange Kone musste für eine ausgewogene Farbigkeit einfach mit, aus der reinen Baumwolle ist inzwischen mal wieder (M)ein Netz für alle Fälle geworden.

Auch für die anderen Einkäufe hatte ich gleich einen Plan, und den ersten habe ich schon in die Tat umgesetzt: Für ein durchgearbeitetes Osterwochenende war das Stockinette-Tee genau das richtige Projekt, schön gedankenlos zu stricken und mit relativ großen Nadelns schnell fertig, ein bisschen frühlingshaft mit seinen kurzen Ärmeln und aus einer ungewöhnlichen Qualität ohne Polytierchen, war es großer Strickspaß.

Nicht nur die interessante Zusammensetzung finde ich spannend, auch die Mischung aus zartem Flausch und leichtem Glanz finde ich schön. Das Einzige, was mir nicht so gut gefallen hat, ist der leicht chemische Geruch des Garns. Ich vermute mal, dass an einem Ort, an dem so viel „Mottenfutter“ gelagert wird, wahrscheinlich Chemie gegen die Plagegeister eingesetzt wird. Nach der Wäsche lässt sich der Geruch nur noch erahnen, ein bisschen gemischte Gefühle hatte ich beim Stricken aber schon, abgesehen davon war es aber das perfekte Oster-Projekt und auch das Stricken von der Kone fand ich gar nicht so nervig, wie ich gedacht hatte.

Die einzige Anweichung von der Anleitung war, dass ich den Kragen provisorisch angeschlagen habe, um später die Höhe und eventuell auch die Weite des Hausausschnitts anpassen zu können. Und den I-Cord am Halsausschnitt finde ich ganz besonders schön.

Gemischt sind meine Gefühle auch, was die Passform angeht. Ich mag ja lange Raglanlinien, zum Beispiel beim Ribbed Jumper von Anne Ventzel sind die wunderschön und sitzen gut. Hier finde ich die Konstruktion etwas „beutelig“, kann aber gar nicht so genau sagen, woran das eigentlich liegt. Meine Maschenprobe stimmt genau, und auch die Maße für die Anleitung L, die ich gestrickt habe, entsprechen ganz exakt denen der Anleitung, trotzdem sind meine Ärmel viel weiter, als die auf den Fotos der Designerin.

Das kommt davon, wenn man mal ganz brav und (fast) ohne Modifikationen genau nach der Anleitung strickt. Denn eigentlich hatte ich schon beim Stricken meine Bedenken, was die Passform angeht. Aber trotzdem ist es ein tragbares Teil geworden, schön schlicht und durch die neutrale Farbe vielseitig kombinierbar – und das war ja auch genau der Plan.

Mein Stockinette Tee

Die Anleitung: Stockinette Tee von Svetlana Volkova, Kaufanleitung, nur auf Englisch, gekauft bei Ravelry
Das Garn: 370 Gramm Hamburger Wollfabrik Nr. 5477, eine Mischung aus 46 % Merino und 54 % Viskose, gestrickt mit Nadelstärke 4,5
Größe: L

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