Ärgerliche Anleitung, schönes Design: Der Selbu Coat

Der Selbu Coat stand schon ganz lange auf meiner Strick-Wunschliste, da bot es sich an, die passende Wolle beim Dezember-Ausflug mit der lieben Britta Marten zu Nordisk Garn zu kaufen.

Anfang Januar war dann endlich genau der richtige Moment, es mit so einem aufwändigen Modell aufzunehmen. Erst einmal staunte ich dann nicht schlecht, dass die Anleitung gerade mal acht Seiten enthielt, eine davon die Größentabelle und eine weitere Fotos der Designerin und Werbung in eigener Sache. Nun gut, ich stricke ja sehr gerne nach dänischen Anleitungen, und die sind meistens auch eher knapp gehalten.

Die Probleme fingen dann gleich bei der angegebenen Maschenanzahl an, die angeschlagen werden sollte: die Steekmaschen musste man sich nämlich selbst dazurechnen. Und dann gab es gerade mal zwei Charts, einen für das Grundmuster und einen für die Zunahmen der linken Vorderseite. In der Anleitung hieß es kurz und knapp, man solle sich den Chart für die rechte Vorderseite spiegeln. Auch selbst ausdenken musste man sich, wo genau im Chart es nach Ende der Zunahmen für die Vorderteile weitergehen sollte. Am sparsamsten fiel die Anleitung für die Ärmel aus: Für meine Größe sollte ich 100 Maschen aufnehmen und im Muster stricken. Aha… Das Muster geht über 36 Maschen, wenn man gerne eine gewisse Symmetrie hätte, dann muss man sich schon selbst überlegen, wo genau man mit dem Chart anfängt. Und dann kann man auch gleich noch selbst entscheiden, wie man das Muster an die Ärmelabnahmen anpasst. Nach zweimaligem Ribbeln habe ich mir dann schließlich meinen eigenen Ärmelchart erstellt, und dann lief es.

Ach ja, vorher musste ich ja auch noch steeken – das erste Mal in meinem Strickleben. Weil die Designerin auch hier auf eine ausführliche Anleitung verzichtete, habe ich mich nach eingehender Recherche erst einmal für eine gehäkelte Kante entschieden. So richtig geheuer war mir das aber dann doch nicht, also habe ich noch einmal mit der Nähmaschine nachgenäht. Ein bisschen gruselig fand ich es dann trotzdem, in mein Strickstück zu schneiden, aber es hat alles gut funktioniert.

Weniger gut hat die Ausschnittblende funktioniert. Laut Designerin soll man einfach zwölf Zentimeter im Rippenmuster stricken. Das Ergebnis ist dann so eine Art Schalkragen, weil aber keine verkürzten Reihen für die obere Ausschnittpartie vorgesehen sind, saß das bei mir gar nicht. Ich habe mich also dafür entschieden, die Hälfte der Blende wieder zu ribbeln, und mit diesen sechs Zentimetern Blende bin ich ganz zufrieden.

Wenn ich mir die Bilder so ansehen, dann ist dieser Cardigan alles andere als ein Figurschmeichler, dafür finde ich aber das Muster geradezu spektakulär schön, und ich bin stolz darauf, dass ich mich das erste Mal der Steek-Herausforderung gestellt habe. Ganz besonders gut gefällt mir das Garn – so richtig rustikal und trocken im Griff, und das zweifarbige Stricken damit war, mal abgesehen von der Anleitung, ein großes Vergnügen. Übrigens, vermutlich muss ich nicht extra erwähnen, dass die Designerin auch zur Farbdominanz keine Angaben gemacht hat, bei mir ist Grün die dominante Farbe.

Ich könnte mit jedenfalls gut vorstellen, das Garn wieder zu verstricken, auf keinen Fall würde ich aber noch einmal eine Anleitung von Skeindeer Knits kaufen. Ich habe großen Respekt vor den Leistungen der vielen wunderbaren Strickdesignerinnen, die meistens ihren Preis mehr als wert sind – aber eine Anleitung für knapp 11 Euro, die eher ein „Strickrezept“ ist, finde ich einfach nur ärgerlich.

Mein Selbu Coat

Die Anleitung: Selbu Coat von Skeindeer Knits, gekauft bei Ravelry und nur auf Englisch erhältlich
Das Garn: Knapp 200 Gramm Hillesvag Sol in der Farbe 449 (light beige mottled) und 350 Gramm Hillesvag Tinde in der Farbe 2118 (Oliven), gestrickt mit Nadelstärke 4 und 4,5
Weil meine Maschenprobe statt 21 statt 18 Maschen hatte, habe ich Größe 4 gestrickt.

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