Abenteuer Elphi-Ticketvorverkauf: Abwarten und Schal stricken

Ich höre sehr gerne klassische Musik und ich höre sie gerne „live“. Schon oft habe ich erlebt, dass beispielsweise zeitgenössische oder anderweitig sperrige Stücke, die ich mir nicht zu Hause auf dem Sofa anhören würde, im Konzertsaal ein wunderschönes Erlebnis sind. Ein Erlebnis für sich ist ja auch „unsere“ Elphi. Ich habe mich (nicht nur angesichts von Bauverzögerungen und Kostenexplosion) lange gefragt, ob Hamburg so ein leicht größenwahnsinniges Projekt wirklich braucht, dann habe ich mich aber doch Hals über Kopf in die fertige Elbphilharmonie verliebt. Und da bin ich (leider) nicht die Einzige, wie der anhaltende riesige Ansturm auf die Konzertkarten zeigt.

Für die kommende Spielzeit hatten die Verantwortlichen daher ein neues System erdacht, bei dem Tickets vorbestellt und nach dem Zufallsprinzip vergeben werden sollten. Ich kenne bis jetzt niemanden, bei dem das funktioniert hat – außer bei mir: ich habe tatsächlich Karten für eines meiner vielen Wunschkonzerte bekommen, und mich sehr darüber gefreut. Aber ein einziges Konzert im Mai 2019 war mir dann doch zu wenig – und so habe ich mir letzten Donnerstag einen Tag Urlaub genommen, mich warm angezogen, mein Strickzeug eingepackt, gaaaanz tief durchgeatmet und mich in netter Gesellschaft auf das Abenteuer Elphi-Ticketvorverkauf eingelassen.

Was für ein Glück, dass wir zu dritt waren und Sitzgelegenheiten und gute Laune dabei hatten, denn zweieinhalb Stunden vor dem Öffnen der Konzertkasse waren schon ca. 30 Leute vor uns (einige hatten sogar auf Feldbetten campiert) und trotz des miserablen, herbstlich-kalten Wetters wurde die Schlange auch schnell länger. Immerhin war der Wartebereich überdacht (wenn auch kalt und zugig), man kam schnell ins Gespräch und es wurde viel gelacht. Weil wir zu dritt waren, konnte man sich zwischendurch auch mal die Füße vertreten oder sich in einem nahe gelegenen Cafe aufwärmen. Trotzdem war die Enttäuschung groß, als die Kasse endlich geöffnet wurde, es aber überhaupt nicht voranging. Durch das neue Vorbestellungssystem waren die meisten Plätze schon vergeben und so brauchten manche Kartenkäufer gefühlt ewig, um sich für andere als die ursprünglich gewünschten Konzerte oder Plätze zu entscheiden. Bewundernswert fand ich das Personal des Brahms-Kontors, es hatte Nerven wie Drahtseile, regelte ruhig und freundlich den Ansturm und verteilte zwischendurch auch mal Bonbons.

Gute Nerven brauchte man auch in der Warteschlange – ich war sehr froh darüber, dass ich mein Strickzeug dabei hatte. Der Wellenschal, der schon mit mir in Kopenhagen war, hat mir gut über die Wartezeit geholfen. Er strickt sich sehr kurzweilig und ist das perfekte Unterwegs-Projekt. Und weil es ingesamt über fünf Stunden gedauert hat, bis auch ich endlich am Ticketschalter stand, bin ich auch ein ganzes Stück vorangekommen. Ich habe sogar Karten für alle Konzerte auf meiner Wunschliste bekommen, wenn auch nicht unbedingt die gewünschten Plätze, und damit hat sich für mich das Abenteuer Ticket-Vorverkauf  auf jeden Fall gelohnt. Ob ich mir das noch einmal antue, das entscheide ich nächstes Jahr – auf jeden Fall wünsche ich mir dann besseres Wetter.

Wie man hier sieht, war es einen Tag vorher in Hamburg auch noch richtig sommerlich. Mein Netz für alle Fälle (wieder ein Geschenk) hat übrigens nur einen Ball verschluckt, weil ich das so fotogen fand – das soll kein Kommentar zum aktuellen sportlichen Großereignis sein – und ich bin ja sowieso mehr für Klassik…

Mit meinem Elphi-Ticketvorverkauf-Abenteuerbericht schaue ich auch beim Samstagsplausch vorbei.

3 Kommentare zu „Abenteuer Elphi-Ticketvorverkauf: Abwarten und Schal stricken“

  1. Hui, Respekt, dass du dir die fünf Stunden Warterei angetan hast. Für sowas ist es auf jeden Fall gut, ein Werkelprojekt, eine Sitzgelegenheit und andere Menschen dabei zu haben. Ich freu mich, dass es sich dann auch gelohnt hat für dich!

    Liebe Grüße
    Sabrina

  2. Hey!
    Wow, was für eine Odyssee für ein paar Konzertkarten. Heftig, dass der Anstrum immer noch so stark ist. Aber, vielen Dank, dass du uns auf diese Reise mitgenommen hast. Ich konnte mir euch drei sehr gut in eurer Warteschlange vorstellen. Hat Spaß gemacht, euch zu begleiten. Welche Karten sind es denn geworden? Hattet ihr auch eine Vorstellung, welche ihr haben wollt und habt ihr die bekommen? Oder musstet ihr auch ausweichen?

    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende
    LG
    Yvonne

    1. Hallo Yvonne! Ja, Odyssee ist wirklich ein passendes Wort – freut mich, dass Dir mein Bericht gefallen hat. Dafür kann ich mich jetzt auf viele schöne Konzerte freuen. Eine meiner Freundinnen hatte nicht ganz so viel Glück – also nehme ich sie einfach zum einen oder anderen Konzert mit…
      Ich wünsche Dir auch ein schönes Wochenende
      LG von Gabi

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